Aktualisiert 22.01.2013
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Wellenreiten - die älteste Sportart der Welt

Als der britische Seefahrer James Cook im Jahre 1778 mit seinen Schiffen die Inselkette Hawaii erreichte, war das Wellenreiten schon ein Teil der hawaiianischen Kultur:

Etwa im 4. Jahrhundert v.Chr. besiedelten die ersten Polynesier, über die Meere aus Tahiti und Tonga kommend, die Inseln Hawaii und brachten ihre Sitten und Gebräuche mit, wozu auch das Surfen gehörte.

 

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Warten auf die große Welle

„Manchmal gehen 20-30 Männer mit dem Wellengang der Brandung aufs Meer, legen sich flach auf ein ovales Stück Holz ihrer Größe und Breite, lassen ihre Füße direkt darauf und nutzen ihre Arme, um die Holzplanke zu steuern. Sie warten, bis die Brandung am Höchsten ist, und paddeln alle zusammen mit den Armen, um auf der Spitze der Wellen zu bleiben und mit erstaunlicher Geschwindigkeit Richtung Strand zu rauschen(…)"

So beschrieb im Jahre 1779 Leutnant James King, der Kommandeur der Discovery, im Logbuch das Wellenreiten der Einheimischen .

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In der hawaiianischen Kultur der Ureinwohner wurde die Natur, das Meer als Gottheit verehrt, das Wellenreiten galt als Weg, sich mit der Natur und dem Meer zu vereinen, die Kraft der Götter zu spüren. Die Polynesier bauten Tempel an einigen Surforten der Küste, um dem Gott der Wellen zu huldigen, bevor sie sich in die Fluten stürzten. Es wurden religiöse Zeremonien entwickelt , die die Herstellung der Bretter begleiteten und mit dem Wellenreiten verbunden waren.

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"He'e nalu", das Wellengleiten, war der Überlieferung nach ein Geschenk der Götter an die Könige und an die Angehörigen der obersten Klasse.
"Nalu"
bedeutet im Hawaiianischen "surfen", "mit einer Welle ans Ufer gleiten", einem äußeren, aber auch einem inneren Ziel entgegen: "nalu" = der "Weg zu sich selbst".

Als im 19. Jahrhundert die strenggläubigen christlichen Missionare aus den USA nach Hawaii kamen, waren sie empört darüber, dass Männer, Frauen und Kinder meist nackt gemeinsam surften, die Dörfer leerstanden und tägliche Aufgaben wie Fischen und Feldarbeit liegenblieben und verboten jahrzehntelang diesen Sport.

Erst 1907 wurde das Wellenreiten durch den amerikanischen Schriftsteller Jack London wieder publik gemacht, der selber surfen lernte und seinen berühmten Artikel "A Royal Sport" verfasste.

Im Sommer 1907 gündete der Journalist und Weltenbummler Alexander Ford Hume auf Hawaii den ersten Surfclub der Welt, den "Outrigger Canoe and Surfboard Club", um diesen tradtitionellen hawaiischen Sport zu erhalten.

Ab 1912 wurde dann durch den aus Waikiki stammenden Schwimm-Olympiasieger Duke Paoa Kahanamoku das Wellenreiten außerhalb Hawaiis vor allem in Kalifornien und Australien bekannt und populär.

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Der usprüngliche, spirituelle Geist des Surfens ist inzwischen verlorengegangen, aber nach wie vor ist Surfen mehr als nur ein Sport :

es ist ein Lebensgefühl,
die Verbindung mit den Elementen Wind und Wasser,
Respekt vor der Naturgewalt der Meere
Erleben und Verstehen der Magie und der Stärke der Wellen

Es bedarf Geduld, um auf die perfekte Welle zu warten

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"Gehe hinaus mit einem flachen Brett, sechs Fuß lang, drei Fuß breit und leicht oval in seiner Form. Lege dich darauf, wie sich ein kleiner Junge auf seinen Schlitten legt und paddle mit deinen Händen hinaus ins tiefe Wasser, wo sich die Wogen zu heben beginnen."

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„Die Wellen – eine nach der anderen treffen sie ein, das weiße Bataillon der unerschöpflichen Armee des Meeres. Und man sitzt, lauscht dem fortwährenden Brausen, schaut auf die nicht enden wollende Prozession und fühlt sich klein und zerbrechlich angesichts dieser gewaltigen Kraft, deren Ausdruck Wildheit, Gischt und Getöse sind. Man fühlt sich mikroskopisch klein, und die Vorstellung, sich mit diesem Meer messen zu wollen, löst unwillkürlich einen Schauder der Beklommenheit, fast der Angst aus..."

Zitat Jack London, Mare - Die Zeitschrift der Meere No.28 "Ein königlicher Sport"

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Ursprünglich bestanden die Bretter für das Wellenreiten aus langen geschnitzten Holzbrettern der Koa-, Williwilli- oder Brotfruchtbäumen, die bis zu 75 kg schwer waren und schwierig zu manövrieren. In den 20er-Jahren erfand der Kalifornier Tom Blake dann Surfbretter, die innen hohl und somit wesentlich leichter waren.

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1928 organisierte und gewann Tom Blake den ersten Wettkampf: "Pacific Coast Surfriding Championships", danach konkurrierten bis zum Beginn des 2. Weltkrieges 1941 Top-Surfer aller Länder jährlich miteinander.

Die Ära des modernen Surfens

Nach dem 2. Weltkrieg erlebte diese Sportart einen erneuten Aufschwung und Mitte der 1950er Jahre begann man auch in der Bundesrepublik mit dem Wellenreiten. Neue Materialien und Verbesserungen brachten das Surfen jedes Jahr weiter: Die Boards, hergestellt nun aus Schaum und Fiberglas, wurden schneller und leichter und Jack O'Neill stellte in den 50er Jahren den ersten Neoprenanzug her.

Surffilme wie der Kino-Film "Gidget" machten den Sport immer bekannter und begeisterten die Zuschauer, es wurden weitere Surf-Clubs, Wettbewerbe, Surf-Schulen gegründet, neue Magazine mit Berichten, Informationen kamen auf den Markt und lösten auch in Europa bis in die heutige Zeit einen Surf-Boom aus samt den entsprechenden Surfbrett-Fabriken, Surf-Läden und Hotels, kleineren und auch großen Wettbewerben und Weltmeisterschaften mit hohen Preisgeldern.

Obwohl das Surfen mittlerweile zum gut bezahlten Profisport und zu einem boomenden Wirtschaftszweig geworden ist, hat das Wellenreiten seinen Zauber nicht verloren.

 

Philosophie

Das Wellenreiten - diese seit 3000 Jahre betriebene Sportart - ist für weltweit Millionen Menschen mehr als nur ein Sport:

Surfen ist eine Faszination,
eine Leidenschaft,
das unglaubliche Gefühl, an einer Wand aus Wasser entlang zu gleiten,
sich mit den Naturgewalten eins zu fühlen,
ein unbeschreibliches Glücksgefühl, mit einer Welle "zu tanzen",
sich der Welle anzuschmiegen

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Surfen ist ein Gefühl der Freiheit