Aktualisiert 25.11.2012

Der Nachtgeist Eule

Die Eulen gelten seit jeher in vielen Völkern und Kulturen als unheimliche "Geisterwesen". Der starre durchdringende Blick, der gesichtshafte Ausdruck, der spukhaft-leise Flug, der klagende Eulenschrei in der Nacht, dies alles sind "Signale" des Unheimlichen, Unvorhersehbaren, Undurchschaubaren, die zu früheren Zeiten mit Bedrohung und Tod gleichgesetzt wurden und die Eulen zu Unglücksboten machten.

In der Mythologie hat die Eule die Bedeutung eines Totenvogel, sie galten als dämonische Hexen, die Unglück verheißen, oder sogar veranlassen.

In Israel heißt der Wüstenkauz heute noch Lilith (Hexe), benannt nach der Todesgöttin der alten Sumerer.

Die Herbstbalz mancher Eulenarten wurde als "infernalisches" Getöse von Geistern gedeutet, und das Geheule als wären es die Wehklagen von unerlösten Seelen bzw. verwunschener, verfluchter oder ungesühnt ermordeter Menschen.

Somit hatte man früher Angst, die Eulen wegen ihrer Verbindung zur Unterwelt zu töten und man fürchtete sich vor ihrer Rache.

Manche Kulturen versuchten daher, mit anderen Mitteln den Eulen als Unheilskünder entgegenzutreten und ihre "Kräfte" zu bannen, und zwar durch Abreißen oder Verbrennen der Gebäude oder durch scharfe Mittel zur Reinigung der Dachbalken, auf die sich eine Eule niedergelassen hatte. Außerdem wollte man durch Phählung der Eule den Dämon in ihr bezwingen. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurden Eulen zur Abschreckung böswilliger Kräfte und als Schutz vor Feuer und Blitzeinschlag an das Scheunentor genagelt!

Gleichzeitig nutzte man die Eule zur Herstellung von Heil- und Zaubermitteln:

Federn unter dem Kopfkissen sollten tiefen Schlaf bringen, Eulenaugen die eigene Sehkraft verbessern, das Herz galt als Liebeszauber, ihr Fett wurde gegen Fieber eingesetzt, die Krallen sollten die menschliche Hand kräftigen!

Außerdem hoffte man, selber magische Kräfte zu bekommen, wenn man sich mit ihren Federn schmückte und die Tötung einer Eule sollte Glück bringen.

Dieses Denken hielt sich über Jahrhunderte.

   

Als Gegenströmung zu diesem archaischen Eulen-Bild gab es aber auch die Ehrfurcht vor der "Weisheit", die sich im Gesichtsausdruck spiegeln sollte, vor der stoischen Gelassenheit, dem markanten Gesichtsausdruck.

In der heutigen Zeit betrachten fast alle Europäer die Familie der Eulen unter den Gesichtspunkten der Landwirtschaft als nützliche Mäusefänger und Schädlingsbekämpfer und es gibt Bemühungen zum Artenschutz , indem Nisthöhlen und Kunsthorste in Wald- und Heckengebieten geboten oder den Eulen der Zugang zu Dachböden und Scheunen erleichtert werden und viele Organisationen befassen sich mit dem Schutz, der Biologie und Stammesgeschichte der Eulen.

   

 

Inzwischen hat die Faszination dieser Tiere, ihr unergründlicher, fast hypnotischer Blick, die Präzision ihrer Sinnesorgane, ihr seidenartig-glattes Gefieder dazu geführt, dass sich auch die Kunst damit befasst und die Eulen Ausdruck finden sowohl in kleinen Maskottchen aus Plüsch oder Keramik als Sammelobjekte so wie auch in der Malerie, in Plastiken und Mosaikfußböden.Es hat also eine Wandlung stattgefunden von dem Argwohn gegenüber den "unheimlichen" Nachtvögeln hin zum Interesse, zur Faszination an dieser Vogelgruppe.

   


Die meisten Informationen sind aus dem wunderbaren Eulen-Band "Die Eulen Europas", von Theodor Mebs und Wolfgang Scherzinger, KOSMOS Naturführer


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