Aktualisiert  30.11.2012
Berni's Online Galerie  
Herbst-Stimmungen

An trüben Tagen
liegt es in unserer Hand
Sonne zu spielen...

Ernst Ferstl


Nun lass den Sommer gehen,
Lass Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?

(Joseph Freiherr von Eichendorff)



Herbstboten

Raschelnde Blätter treibt der Wind
über den Weg vor meine Füße.
Die Tage – wie schnell sie vergangen sind!
Der Herbst schickt seine ersten Grüße.

Die Waldluft schmeckt nach feuchter Erde.
Der Duft von Pilzen breitet sich aus.
Der Schäfer zieht mit seiner Herde
noch einmal an den Fluss hinaus.

Die Wiesen sind nass vom Morgentau,
Nebel schwebt über den Feldern.
Die Zeit ist da, ich weiß es genau:
bunt wird das Laub in den Wäldern.

Die Tage noch warm, die Nächte schon kühl,
es ist ein sanftes Hinübergleiten.
Der Herbst, er schafft es, mit viel Gefühl
uns auf den Winter vorzubereiten.

Mit Wehmut erlebe ich die kürzeren Tage.
Die Dunkelheit kehrt jetzt zurück.
Ich wünsche mir, ich bin in der Lage
zu zehren von des Sommers Glück!

(c) Edith Tries




Blätter schweben
farbenfroh
und sanft
zu Boden

wie die
Jahres
meines Lebens.

(Edith Tries)





ein herbstspaziergang im wald.
ein knisternder laubteppich zu unseren
füßen.


um uns und in uns eine seltsame spannung.
mit den bunten blättern lassen wir noch einmal
alle farben der vergangenen wochen aufleuchten.


auch die trauer des herbstes liegt in der luft.
werden und vergehen. beides wird uns streifen auf
den wegen durch neue jahreszeiten.


Aus: Annemarie Schnitt, Der Enkelbrief




Blatt im Wind

tanzen
fliegen

Höhepunkt
eines kurzen Lebens

fünf Sekunden lang

(Engelbert Schinkel)




Herbstbild

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.


Oh stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.

(Christian Friedrich Hebbel)


Im Herbste

Es rauscht, die gelben Blätter fliegen,
Am Himmel steht ein fahler Schein;
Du schauerst leis und drückst dich fester
In deines Mannes Arm hinein.

---

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O schaudre nicht! Ob auch unmerklich
Der schönste Sonnenschein verrann -
Es ist der Sommer nur, der scheidet;
Was geht denn uns der Sommer an!

(Theodor Storm)



Herbst angesagt

Blätterfall
erinnerungsbunte
Laubberge
Durchblick durch
nackte Äste
ins Offene
Rückzug in
warme Nischen
neue Rituale





Herbst angesagt

alles anders
und neu
alles wie gestern
wie morgen
alles eingebettet
in deinen Tag
in deine sich
rundende Zeit

(Annemarie Schnitt)



Herbst
einziehen
in das Haus
warmer Gedanken
die Früchte
des Sommers
sie lagern in dir

(A.Schnitt)





Herbst

Zu Golde ward die Welt;
zu lange traf
der Sonne süßer Strahl
das Blatt, den Zweig.
Nun neig
dich, Welt, hinab
in Winterschlaf.

Bald sinkt's von droben dir
in flockigen Geweben
verschleiernd zu -
und bringt dir Ruh,
o Welt,
o dir, zu Gold geliebtes Leben,
Ruh.

(Christian Morgenstern)




Herbst II

Rings ein Verstummen, ein Entfärben:
wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
ich liebe dieses milde Sterben.

Von hinnen geht die stille Reise,
die Zeit der Liebe ist verklungen,
die Vögel haben ausgesungen,
und dürre Blätter sinken leise.

Die Vögel zogen nach dem Süden,
aus dem Verfall des Laubes tauchen
die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
die Blätter fallen stets, die müden.

In dieses Waldes leisem Rauschen
ist mir als hör' ich Kunde wehen,
dass alles Sterben und Vergehen
ist nur heimlich still vergnügtes Tauschen.

(Nikolaus Lenau)




Herbstinspiration I 

Herbst
Zeit der Besinnung
Ruhe

Nebelmeer
lädt ein
zur Rückkehr nach innen
Kraft tanken

die Gedanken durchwehen lassen
vom Wind

Klarheit finden
für den Frühling

(Engelbert Schinkel)



Im Herbst

Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.


Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Die ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewusst bestimmte Ziel.
...
(Wilhelm Busch)



Herbstluft

Nebelumhüllte Bäume
Zeit für einsame Träume
in herbstlichem Licht.

Der See spiegelglatt und kalt
fast blätterlos schon der Wald
ich spüre die Kälte im Gesicht.

Die Sonne zeigt sich als helle Scheibe
mit aller Kraft rückt sie dem Nebel zu Leibe
doch vertreiben kann sie ihn nicht.

Der Atem hängt wattegleich in der Luft
vom Boden her weht ein modriger Duft
die Sonne verbreitet milchiges Licht
doch Wärme gibt sie nicht –
es ist Herbst !


(c) Edith Tries

 




Weitere Herbst-Stimmungen
(Die fünfte Jahreszeit
von Kurt Tucholsky)